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Wildobst richtig sammeln und verarbeiten

Aug 28, 2020

Valerie Jarolim BSc., Kräuterpädagogin

„Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm …“ Wusstest du, dass damit nicht der giftige Fliegenpilz, sondern die Hagebutte gemeint ist?

Und wie die Früchte der Wildrosen reifen nahezu unbeachtet in Wäldern und Hecken ab dem Spätsommer viele wilde Früchte heran, die wir für Gesundheit und Küche nutzen können.

Es erwarten dich Erkennungsmerkmale und Anwendungstipps zu den einzelnen Pflanzen und viele kulinarische Rezepte wie das Hagebutten „Ketchup“, Hagebuttenpulver, Holler-Balsamico, Vogelbeersirup, Schlehen-“Oliven“ und vieles mehr! Also ran an die Sammelkörbe und los!

 

heimische Wildfrüchte

Kleine Frucht, große Wirkung!

Eines haben Wildfrüchte gemeinsam: Sie sind um ein Vielfaches kleiner als gezüchtetes Obst aus dem Supermarkt und besitzen relativ wenig Fruchtfleisch. Das macht sie in der Verarbeitung aufwändiger, tut den Inhaltsstoffen aber keinen Abbruch!

Im Gegenteil: In den kleinen, saisonalen Power-Früchten stecken geballte Mengen an Antioxidantien, Vitaminen und Mineralien, wie das immunstärkende Vitamin C. Davon können z. B. Hagebutten bis zu 20 Mal mehr aufweisen als Zitronen.

Am Foto links seht ihr zum Vergleich die kleine Frucht des Weißdorns neben einem normalen Apfel 😉

Einmal tiefkühlen bitte! 

Manche Wildfrüchte enthalten hohe Mengen an Gerbstoffen, was sie geschmacklich herb, „pelzig“ und sauer macht. Nach dem ersten Frost im Herbst werden sie meist milder, süßer, weicher und insgesamt schmackhafter. Wer das nicht abwarten möchte, kann die Früchte auch einfach eine Nacht in den Tiefkühler packen.

 

Achtung: roh giftig! 

Die Früchte vom Holler und auch die Vogelbeeren enthalten im rohen Zustand giftige Inhaltsstoffe, die zu Erbrechen und Übelkeit führen können. Durchs Kochen werden die unbekömmlichen Stoffe unschädlich gemacht und die Früchte genießbar.

 

Bitte nicht aufessen! 

Für uns ist das wilde Obst eine willkommene Ergänzung und als heimisches Superfood eine gesunde Bereicherung am Speiseplan. Für Vögel und andere Wildtiere sind Wildfrüchte aber lebensnotwendig. 

Achte beim Sammeln deshalb bitte immer darauf, dass genug übrig bleibt und nimm nur ganz wenig. Die Vogelbeere zum Beispiel ernährt über 60 Vogelarten und dient auch Rehen als Nahrungsquelle. 

 

Hagebutten – Support für die Abwehrkräfte! 

Die Früchte der wildwachsenden Hundsrosen (Rosa canina) zählen zu meinen Favoriten. Den ganzen Herbst hindurch können wir sie am Waldrand und in Hecken entdecken. Die Verarbeitung ist zwar etwas mühevoll, bzw. gilt es einiges zu beachten, aber der fruchtig-süße Geschmack belohnt die Arbeit.

In den Früchten stecken Gerbstoffe, Pektine, Fruchtsäuren, Carotinoide und unheimlich viel Vitamin C. Nicht umsonst bezeichnet man sie auch als „Zitronen des Nordens“ und zählt sie, neben Sanddorn, zu den wichtigsten heimischen Vitamin-C-Lieferanten.

Und das kommt doch gerade sehr gelegen. Denn sobald die Tage kürzer und kälter werden, schwächelt unser Immunsystem. Es heißt also: Abwehrkräfte stärken. Und das geht mit vitaminreichen Früchten bekanntlich besonders gut. Diese müssen aber nicht von weit her importiert werden, um uns herum wächst alles, was wir brauchen. 

Täglich ein Tässchen Hagebuttentee oder 1-2 Löffel Hagebutten-Oxymel können für die kalte Jahreszeit fit machen. Der Tee schmeckt herrlich fruchtig, süß und etwas säuerlich und wird auch von Kindern gerne getrunken. Lauwarm ist er ein tolles Erfrischungsgetränk bei Fieber und wirkt auch während einer Erkältung unterstützend.

Hagebutten sollen außerdem stoffwechselfördernd, harntreibend und entzündungshemmend wirken. Sie lassen sich in der Küche zu Köstlichkeiten wie Marmelade, Mus, Likör und vielem mehr verarbeiten.

Erkennungsmerkmale von Hagebutten:

• dorniger Strauch
• wechselständig angeordnete Blätter mit gezähntem Rand
• sichelförmige Stacheln
• weit ausladende Zweige
• Blüten im Frühjahr duftend, fünf Blütenblätter, rosa-weißrosa
• rot-orangefarbene Hagebutten, elliptisch-länglich, 1-2 cm groß 

Wildwachsende Hagebutten (es gibt viele verschiedene Wildrosenarten) können alle bedenkenlos gesammelt werden, denn es gibt keine giftigen Hagebutten. Beim nächsten Spaziergang kann man also gerne zugreifen und ein paar der Früchte mitnehmen. 

Zu finden sind Hagebutten ab September und dann fast den ganzen Herbst und Winter hindurch. Mit der Zeit ändert sich die Konsistenz der Früchte. Vor dem ersten Frost ist das äußere Fruchtfleisch, die Schale, fest. Nach den ersten Frösten werden die Hagebutten weicher und es bildet sich ein fruchtig-süßes Fruchtmus im Inneren. 

Sammelt man also Hagebutten im Winter, sind sie meist schon weich, die Schale lässt sich mit den Fingern ein- und das Fruchtmus ganz einfach ausdrücken. Es schmeckt herrlich und kann einfach frisch genascht werden als Vitaminkick für zwischendurch.

 

Aber Achtung: Unter dem dünnen, roten Fruchtfleisch der Hagebutten befinden sich kleine, feste Nüsschen, die umgeben sind von feinsten Härchen. Wen es nur bei der Vorstellung daran zu jucken beginnt, weiß Bescheid: Es handelt sich um Juckpulver.

Beim Verzehr kann es Hustenreiz und Magenschmerzen auslösen, da die Härchen die Schleimhäute reizen. Auch die Nüsschen sind sehr hart, weshalb sie nicht verzehrt werden sollten. Giftig ist aber nichts davon. Wie man die Härchen los wird, kannst du jeweils bei den Rezepten nachlesen. 

 

Teevorrat aus Hagebutten für den Winter

Sammelt man Hagebutten vor dem Frost, wenn sie noch fest sind, eignen sie sich wunderbar zum Trocknen. Getrocknete Hagebutten ergeben einen tollen Teevorrat und lassen sich zu Hagebuttenpulver verarbeiten. Solange sie noch fest sind, weisen sie angeblich auch einen noch höheren Vitamin-C-Gehalt auf, der dann mit der Zeit etwas abnimmt. 

 

So geht’s: 

Hagebutten mit einer Schere vom Strauch schneiden – Achtung, Stacheln! Mit Wasser waschen (Vögel hinterlassen in Hecken gerne Hinterlassenschaften).

Beide Enden (Stiel- und Blütenansatz) abschneiden und Hagebutten mit einem Messer zerkleinern (halbieren, vierteln). Sind die Hagebutten bereits weich, kann man sie schlecht zerkleinern. Es entsteht ein Matsch. Ein Grund, weshalb man für Teevorrat am besten die festen Früchte nimmt. 

Die zerkleinerten Hagebutten (mitsamt Nüsschen und Kernen) auf ein Backblech legen und mehrere Stunden im Backrohr bei niedrigster Temperatur (30 – 50°C) trocknen lassen.

Dabei das Backrohr nicht ganz schließen, damit die Feuchtigkeit entweichen kann und sich beim Lagern der getrockneten Hagebutten kein Schimmel bildet. Entweder man lässt die Türe einen Spalt geöffnet oder fixiert einen Holzlöffel in der Tür, wenn sich das Backrohr automatisch schließt. 

Danach aus dem Backrohr nehmen und zwei bis drei Tage an der Luft nachtrocknen lassen, dabei immer wieder wenden. 

Sind die Hagebutten vollständig trocken, füllt man sie in ein verschließbares Glas und beschriftet es mit Inhalt und Datum. Dunkel gelagert, sind die getrockneten Hagebutten etwa ein Jahr haltbar. 

Hagebuttentee UND wie werde ich das Juckpulver los 

Bei der Beschreibung der Trocknung wird sich jetzt der/die eine oder andere gefragt haben, wieso die Härchen und Nüsse dran bleiben, wenn sie doch Reizungen beim Verschlucken auslösen. Nun, meine Erfahrung hat gezeigt, dass gerade für die Herstellung von Tee die enorm aufwändige und zeitraubende Methode des Auskratzens der harten Fruchtschalen absolut nicht notwendig ist. 

Wichtig ist, den Tee nach der Zubereitung durch einen feinen Papierfilter abzuseihen. Das fängt alle Härchen restlos auf. Plus: Die Nüsse geben dem Tee ein feines, leicht vanilleartiges Aroma. 

Eine Teezubereitung kann aus den getrockneten Hagebutten und den ganzen Winter hindurch aus den frischen Hagebutten erfolgen. Für Hagebuttentee macht die Konsistenz keinen Unterschied und man kann sowohl feste als auch bereits weiche Hagebutten direkt vom Strauch verwenden.

Auch hier werden die Hagebutten vorab unter fließendem Wasser gewaschen und man schneidet beide Enden ab. Sind die Hagebutten nach dem Frost bereits sehr weich, zerdrückt man sie einfach mit einer Gabel, um sie zu zerkleinern. So lösen sich mehr Inhaltsstoffe. 

 

So geht’s: 

Für eine Tasse Hagebuttentee nimmt man 1 EL getrocknete oder 2 EL frische, zerkleinerte   Hagebutten. Die Hagebutten (mitsamt Nüssen) gibt man mit ca. 250 ml kaltem Wasser in einen Topf und lässt das Ganze eine Stunde ziehen. Danach bringt man man den Ansatz zum Kochen und lässt den Tee etwa 10 Minuten schwach köcheln. 

Dann wird durch einen feinen Kaffee- oder Teefilter abgeseiht, um auch die feinen Härchen zu entfernen. Fertig! Die Farbe des Tees ist hellrosa, nicht dunkelrot wie bei gekauftem Hagebuttentee (wird meist mit Hibiskusblüten gemischt). 

 

Hagebuttenpulver 

Nachdem die Hagebutten getrocknet wurden, lässt sich in einem Hochleistungsmixer (ich betone das, da die Nüsse wirklich sehr fest sind) ein wunderbares Pulver herstellen. Ich streue es gerne als selbstgemachtes Superfood übers Müsli, Porridge oder Suppen. Man kann es zum Backen verwenden oder auch für Smoothies. Hergestellt wird das Pulver aus den getrockneten und bereits zerkleinerten Hagebutten (siehe oben Hagebutten trocknen) mitsamt Härchen und Nüssen. Die Reizwirkung geht durch einen wirklich guten Mixer verloren. Ggf. kann man aber nach dem Mixen das Pulver noch durch ein Sieb streichen um etwaige, gröbere Kernreste aufzufangen. Weiters mischt man das Pulver ja auch immer irgendwo unter, was ebenfalls die reizende Wirkung nimmt.

Wer seinem Mixer oder den harten Nüssen nun dennoch nicht traut, kann die Nüsschen natürlich vor der Trocknung entfernen. Dazu schabt man die halbierten Hagebutten einfach aus und trocknet nur die Fruchtschalen. Diese werden nach der Trocknung im Mixer zu einem Pulver gemahlen. Entscheidet man sich für diese Variante, würde ich die Nüsse aber nicht wegschmeißen, sondern seperat trocknen. Man kann daraus einen herrlichen “Kerndltee” machen. Dieser hat ein feines Vanille Aroma und soll harntreibend wirken. Um die Härchen an den Nüssen los zu werden, gibt man die Nüsse in ein Sieb und streicht mit einem Löffel drüber. Mit der Zeit rutschen die Härchen im Sieb durch und dort bleiben nur die enthaarten Kerne zurück.

 

Zwei Zubereitungen, die bei mir im Herbst nie fehlen dürfen, sind das Hagebutten-Oxymel (Sauerhonig) und ein Hagebuttenessig aus den frischen Früchten. Beides nehme ich im Winter zur Stärkung der Abwehrkräfte täglich ein.

Wie man Oxymel und Kräuteressig am besten zubereitet und für die Gesundheit anwendet, findest du im Kräuterkunde Online-Kurs. Die Rezepte würden hier den Rahmen etwas sprengen 😉 

Hagebutten-„Ketchup“

Ich bin oft auf der Suche nach pikanten Zubereitungen und liebe, liebe, liebe das Hagebutten-„Ketchup“. Es ist abseits der „normalen“ Hagebutten-Zubereitungen (Marmelade etc.) ein Rezept der etwas anderen Art. Alle, die es nachkochen, werden, wie ich beim ersten Mal, erstaunt sein, dass Ketchup auch ohne Tomate geht.

Zutaten und Zubereitung für 1-2 kleine Gläser Hagebutten-„Ketchup“ 

Im ersten Schritt wird ein Hagebuttenmus zubereitet. Dazu werden 100 g Hagebutten gut gewaschen und geputzt (Stiel und schwarzes Käppchen entfernt) und mit etwas Wasser weichgekocht. Zum Auffangen der Nüsse wird das Ganze durch ein Sieb oder die Flotte Lotte gedrückt. Fertig ist das Mus. 

So ließe sich das Mus alternativ auch zu Marmelade weiterverarbeiten. Wir wollen aber Ketchup – eine rote Zwiebel wird dazu in Olivenöl mit optional 1 TL Kurkuma angeschwitzt, mit 20 g Zucker karamellisiert und mit 30 ml Apfelessig und 50 ml Wasser abgelöscht. Dann kommen das Hagebuttenmus, eine Prise Salz, Pfeffer und Kräuter nach Belieben dazu. 

Bei kleiner Hitze und unter Rühren lässt man das Ganze für 10 Minuten sanft köcheln und füllt das fertige Hagebutten-„Ketchup“ noch heiß in Gläser. Im Kühlschrank hält es ein bis zwei Monate. Es passt perfekt zu Pasta und Co., aber auch aufs Brot und eigentlich fast überall dazu 😉 

 

Bei sensiblen Personen können die Härchen beim Verzehr von Hagebutten-„Ketchup“ – auch bei Marmelade und Mus – zu Halskratzen und leichten Magenbeschwerden führen. Hier würde es sich empfehlen, die Kerne vor der Verarbeitung mit einem Löffel auszuschaben. Diese meditative Arbeit kann ganze Herbstabende füllen 😉 

Für die weitere Zubereitung zum „Ketchup“ werden die Hagebutten dann grob zerkleinert und mit Zwiebeln angedünstet. Der Rest erfolgt wie oben beschrieben. Die Masse muss allerdings im geschlossenen Topf ca. 20 Minuten köcheln und anschließend püriert werden. Die anfallenden Kerne der Hagebutten können getrocknet und für den Winter bevorratet werden. In der Volksmedizin wird der „Kerntee“ bei Erkältungen und Blasenproblemen empfohlen.

 

Hollerfrüchte – vielseitige Früchtchen! 

Der Holler (schwarzer Holunder, Sambucus nigra) beschenkt uns gleich zweimal im Jahr. Im Frühling mit Blüten für Sirup und Tee und im Spätsommer mit schwarz-violetten Früchten. Sie sind, als eine der ersten reifen Wildobst-Arten, von August bis September zu finden. 

Als Schutzbringer war früher bei fast jedem Haus ein kräftiger Hollerstrauch zu finden. Er versorgte die Menschen das ganze Jahr über mit natürlichen Heilmitteln. Das brachte ihm den Namen „des Bauern Apotheke“ ein.

Auch heute noch zählt der Holler, vor allem in Form des Holunderblüten-Tees, zu den populärsten Heilpflanzen bei Erkältung und Stärkungsmitteln für die Abwehrkräfte. Fast in Vergessenheit geraten ist allerdings die Verwendung der Früchte.Sie stecken voller wertvoller Inhaltsstoffe wie Flavonoide und Anthocyane, beides sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe mit antioxidativer, also zellschützender, Wirkung. Weiters hohe Mengen an Vitamin A, B und C sowie Mineralien, ätherische Öle, Zucker, Fruchtsäuren, Gerb- und Bitterstoffe. In Haut und Kernchen befinden sich außerdem viele Ballaststoffe.

Mit ihrem einzigartigen, herb-aromatisch-fruchtigen Geschmack können Hollerfrüchte sehr vielseitig in der Küche verarbeitet werden. In der Naturheilkunde werden Zubereitungen aus den Früchten aufgrund der verdauungsfördernden Wirkung auch bei Darmträgheit und Verstopfung empfohlen.

Rezepte gibt es in Hülle und Fülle. Ich möchte dir den Hollerbalsamico, Hollerröster und den Hollersaft vorstellen. Wem die Rezepte zu aufwändig sind, kann die Früchte als Ganzes bei ca. 100° C im Backrohr trocknen. Die Giftstoffe werden dabei abgebaut und die Früchte können übers Müsli gestreut oder als gesunde Knabberei genascht werden.

Erkennungsmerkmale Holler: 

• 2-10 m hoher Strauch bis Baum
• gegenständige Blätter, leicht gezähnt
• graue, rissige, warzige Rinde
• weißes, korkartiges Mark in der Rinde
• weiße, schirmförmige Blütenstände im Frühjahr gen Himmel gerichtet
• rotsaftige, etwa erbsengroße schwarz-violette Früchte ab August an rötlichen Stielen, Fruchtstand überhängend, zeigt Richtung Boden
• Verwechslungsgefahr: Zwerg-Holunder (Attich), Fruchtdolden stehend und nicht überhängend, kleiner Wuchs und unverholzte Stängel 

Hollerfrüchte sammeln

Wichtig ist, beim Sammeln darauf zu achten, dass die Früchte wirklich reif sind, was einerseits an der schwarz-violetten Färbung und andererseits am überhängenden Fruchtstand zu erkennen ist. Geerntet werden die ganzen Dolden, die mithilfe einer Schere vom Ast abgeschnitten werden.

Danach wäscht man die Dolden und entfernt die Früchte erst direkt vor der Verarbeitung von den Stielen. Dazu rebelt man sie mit den Fingern oder einer Gabel ab (abrebeln = entstielen). Da die Früchte stark färben, empfiehlt es sich mit Handschuhen zu arbeiten. Die Farbe kann aber auch ganz einfach mit Zitronensaft von den Händen gewaschen werden. Unreife, grüne Früchte müssen aussortiert werden.

ACHTUNG: die rohen Früchten enthalten Sambunigrin, ein Glykosid das bereits in kleinen Mengen zu Durchfall, Brechreiz und Übelkeit führen kann. Durch den Kochprozess wird es zerstört und die Früchte somit genießbar.

 

Hollerbalsamico

Eine süß-saure und herrlich cremige Köstlichkeit aus Hollerfrüchten mit Suchtfaktor. 

 

Zutaten und Zubereitung Hollerbalsamico

120 g braunen Zucker und 250 ml dunklen Balsamicoessig in einem Topf erhitzen. Hat sich der Zucker aufgelöst, kommen 200 g Hollerfrüchte und 1 TL Nelken, 1 Zimtstange, ein paar zerstoßene  Pfefferkörner und etwas geriebene Muskat dazu. 

Das Ganze etwa 15 Minuten sanft köcheln lassen. Dabei immer wieder umrühren. Danach seiht man durch ein Sieb in saubere Flaschen ab und drückt die Hollerbeeren mit einem Löffel gut aus. Fertig! Hollerbalsamico ist ein Jahr haltbar. 

Tipp: Für den selbstgemachten Balsamico kann man z. B. auch Brombeeren verwenden.

Hollerröster

Der Hollerröster ist eine der einfachsten und gleichzeitig köstlichsten Möglichkeiten, Holler zu verarbeiten. Es passt als wärmendes Herbstgericht perfekt zur Jahreszeit und kann mit allerlei saisonalen Früchten ergänzt werden. 

Ganz wunderbar schmeckt Hollerröster zu Kaiserschmarrn, aber auch zu Müsli und Joghurt. In Österreich bezeichnet man übrigens als „Röster“ eine Form von Kompott. Neben dem Hollerröster ist auch auch der Zwetschkenröster sehr bekannt.

 

Zutaten und Zubereitung für 2 Portionen Hollerröster

Drei Zwetschken, einen Apfel und eine Birne klein schneiden und gemeinsam mit 250 g Hollerfrüchten (ca. 25-30 Dolden), einer Zimtstange, einem TL Nelken, dem Saft einer halben Zitrone, 30 g Zucker und 120 ml Wasser in einen Topf geben und etwa 30 Minuten köcheln lassen. 

Immer wieder gut umrühren und nicht aus den Augen lassen (Holler kocht leicht über). Zimtstange und ggf. Nelken entfernen, fertig! Hollerröster ist im Kühlschrank mehrere Tage haltbar und kann auch eingefroren werden. 

Tipp: Für Abwechslung im traditionellen Hollerröster sorgen Ingwer und Kardamom. 

2 Mal Hollersaft 

Hollersaft ist ein vitaminreiches Getränk, das bei Erkältungen empfohlen wird. Dazu kann man den Saft mit heißem Wasser aufgießen und in kleinen Schlucken trinken. Er eignet sich auch für Glühwein und ich liebe die Farbe, weshalb bei mir oft ein Schuss im Müsli oder Joghurt landet. 

Ich stelle dir zwei Saftrezepte vor, einmal mit und einmal ohne Zucker. Beide eignen sich für alle, die wie ich, keinen Dampfentsafter haben. Es wird dabei, wie früher, mithilfe eines Passiertuchs entsaftet. Ich habe für diesen Zweck einfach ein sauberes Geschirrtuch verwendet. Dieses hat danach eine wirklich schöne violette Färbung :).

Hollersaft ohne Zucker

Die gewünschte Menge abgerebelter Hollerfrüchte gibt man dazu in einen Topf und gießt sie mit so viel Wasser auf, dass alles gut bedeckt ist. Das Ganze lässt man für ein paar Minuten köcheln. Sind die Früchte weich, lässt man sie, am besten über Nacht, durch ein Passiertuch ablaufen. 

Das Passiertuch legt man dazu in ein Küchensieb und stellt dieses über einen weiten Topf, in welchem der Hollersaft aufgefangen wird. Man kann etwas nachhelfen und mit einem Kochlöffel auf die abtropfende Masse immer wieder etwas Druck ausüben. Der ungesüßte Saft wird in Flaschen gefüllt und dann im Einmachtopf oder im Backofen bei 80° C ca. 20 Minuten sterilisiert. Der Saft ist etwa drei bis sechs Monate haltbar. 

 

Hollersaft mit Zucker 

Das ist die süßere Methode, den Saft haltbar zu machen. Zucker dient dabei als Konservierungsmittel. Die ersten Schritte erfolgen wie oben beschrieben. Man kocht etwa 400-500 g Hollerfrüchte mit Wasser und lässt den Saft durch das Passiertuch laufen. Am nächsten Tag, wenn alles gut abgetropft ist, leert man den Saft in einen Messbecher, um die gewonnene Menge zu ermitteln. 

Für einen Liter Saft nimmt man dann etwa 200 g Zucker. Der Saft wird nun erneut zum Kochen gebracht und der Zucker untergerührt. Das Ganze lässt man fünf Minuten kochen. Anschließend gibt man den Saft einer frisch gepressten Zitrone dazu und füllt den Saft in saubere Flaschen um. Der Saft ist etwa drei bis sechs Monate haltbar. 

 

Vogelbeere – schmeckt nicht nur Vögeln 

Die Verwendung der orange-knallroten Vogelbeeren als Heil- und Nahrungsmittel geht bis auf die Kelten zurück. Heute hält sich hartnäckig der Irrglaube, dass die Früchte der Eberesche, die Vogelbeeren (Sorbus aucuparia), giftig seien. 

Was aber nur zur Hälfte stimmt: Roh sind die bitter-sauren Beeren eher nicht genießbar und können durch die enthaltene Parasorbinsäure Erbrechen und Durchfall auslösen. Aber verarbeitet zu Marmelade und Sirup kann man damit tolle Akzente setzen und überraschen. 

Wie beim Vogelbeersirup, der mich geschmacklich an Grapefruitsaft erinnert. Für die Nutzung in der Küche wurde übrigens eine bitterstoffarme und zuckerreiche Sorte gezüchtet – die Mährische Eberesche. 

 

Vogelbeeren enthalten hohe Mengen Vitamin C, weshalb sie früher gegen Skorbut und noch heute bei Erkältungen eingesetzt werden. In der Naturheilkunde wird Tee aus den getrockneten Beeren bei Halsschmerzen empfohlen, was sich durch den relativ hohen Gehalt an entzündungshemmenden, zusammenziehenden Gerbstoffen erklären lässt. 

Die Beeren enthalten weiters Bitterstoffe, Carotinoide, Flavonoide, Anthocyane, Pektin und Phenolsäuren. Sie gelten als wahres Stärkungsmittel, sollen Entzündungen hemmen, den Lymphfluss anregen, die Verdauung fördern und leicht abführend wirken. Die im Backrohr getrockneten Vogelbeeren (siehe Hollerfrüchte) sind eine gesunde und sehr leckere Knabberei im Winter. 

Vogelbeere Erkennungsmerkmale: 

• bis 15 m hoher Baum
• weiße Doldenblüte im Frühjahr
• Fiederblättchen oft bis zum Grund gesägt
• orangerote Früchte etwa 1 cm dick

Zutaten und Zubereitung Vogelbeersirup

2 gehäufte Händevoll Vogelbeeren gut waschen und über Nacht in den Tiefkühler packen (oder den  ersten Frost abwarten). Der bittere Geschmack verliert sich damit weitgehend. Dann die Beeren mit einem Liter naturtrübem Apfelsaft, wer möchte ein paar Himbeeren, dem Saft einer Zitrone und einer Zimtstange kochen, bis sie runzlig sind. 

Durch ein Tuch oder feines Sieb abseihen und mit 250 g Zucker erneut für fünf Minuten kochen. Danach füllt man den Sirup noch heiß in saubere Flaschen. Im Kühlschrank hält sich der Vogelbeerensirup mehrere Monate. 

Tipp: Die pektinreichen Vogelbeeren können zum Binden von Fruchtsäften und Gelees verwendet werden. Kleine Mengen reichen bereits aus.

Schlehe 

Die Verwendung der Schlehe in der Küche, für Heilzwecke und fürs Handwerk geht auf eine lange Tradition zurück. Als dorniges, fast undurchdringbares Gebüsch wurde sie zum Schutz vor Eindringlingen als “lebender” Zaun, bzw. als Heckenpflanze um Dörfer und Häuser angelegt. 

In der Naturheilkunde werden die Früchte als Stärkungsmittel vor dem Winter oder nach einer langen Krankheit in Form von Mus, Schlehenwein und Likör verabreicht. Sie enthalten neben zahlreichen Antioxidantien und Fruchtsäuren auch hohe Mengen an Vitamin C und Gerbstoffen. 

Eine Kombination, die sehr häufig bei Rosengewächsen zu finden ist und den Schlehenfrüchten einen sauer-herben, zusammenziehenden Geschmack verleiht. Der hohe Gehalt an Gerbstoffen macht die Schlehe in der Volksmedizin zu einer geschätzten Heilpflanze bei Zahnfleischentzündungen und Halsschmerzen.

 

Nach den ersten Frösten werden die sauer-herben Früchte etwas milder im Geschmack. Sie lassen sich dann besser zu Likör, Mus und Marmelade verarbeiten und können sogar roh vom Strauch genascht werden. Wer nicht so lange warten möchte, kann sie auch vor der Weiterverarbeitung für eine Nacht ins Tiefkühlfach legen.

 

Erkennungsmerkmale Schlehe: 

• bis zu 4 m hoher, stark verästelter Strauch mit spitzen, bis 2 cm langen Dornen und dunkler, fast schwarzer Rinde
• wechselständige, 2-5 cm große, eiförmige, leicht gesägte dunkelgrüne Blätter
• weiße, fünfteilige Blüten erscheinen vor dem Laubaustritt März-April
• blau-violett-schwarze, bereifte Steinfrüchte September-November, haselnussgroß
• es besteht keine Verwechslungsgefahr

 

Schlehen-“Oliven“

Die Schlehe überrascht mit einer pikanten, äußerst köstlichen Zubereitung – den Schlehen-“Oliven“. Sie passen hervorragend zu Antipasti, Salat und Käse und sind eine tolle Geschenkidee. Für die Schlehen-Oliven muss übrigens nicht der erste Frost abgewartet werden.

Zutaten und Zubereitung Schlehen-“Oliven“

Ein halbes Kilo Schlehen sammeln und waschen. In ein sauberes Gefäß füllen. Dann kocht man 0,5 Liter Wasser mit Kräutern (z. B. 2 TL Quendel und 2 Lorbeerblätter) und 200 g Salz auf, lässt das Ganze etwas abkühlen und gießt es über die Schlehen. 

Das Gefäß deckt man dann mit einem Teller oder Tuch ab und lässt die Schlehen in der Kräuter-Salzlake mindestens zwei Monate ziehen. Danach füllt man die Schlehen mitsamt der Lake in kleinere, saubere Gläser um. Fertig! Kühl und dunkel gelagert sind sie mindestens ein Jahr haltbar.

Tipp: Die Schlehen-Oliven können danach auch in Olivenöl oder Essig eingelegt werden.

Dazu werden die Früchte nach der Ziehzeit in der Salzlake abgeseiht und gemeinsam mit Olivenöl bzw. Essig in einem Topf bei niedriger Flamme etwa zehn Minuten erhitzt. Dann wird noch heiß alles in saubere Gläser gefüllt. 

 

Wildfrucht-Apfelmus mit Schlehe und Weißdorn 

Dieses wilde Apfelmus passt wunderbar zu Müsli, Kaiserschmarrn und ist auch einfach so zum Löffeln ein Genuss. 

 

Neben der Schlehe verwende ich dafür auch gerne (eingriffeligen) Weißdorn (Crataegus monogyna). Man kann sich im Rezept aber auch für nur eine der beiden Wildfrüchte entscheiden. Es gibt bei uns mehrere Weißdornarten, die alle gleichermaßen verwendet werden können. 

Die kugeligen, roten Früchte sind bis zu 1 cm groß und sitzen an einem langen Stiel. Das Fruchtfleisch ist mehlig und weißlich. 

Weißdorn wird in der Naturheilkunde vor allem wegen seiner herz- und kreislaufstärkenden Eigenschaften geschätzt. Dazu werden alle Teile verwendet – Blätter, Blüten und Früchte. Ich bereite gerne eine Tinktur oder Oxymel daraus zu. 

Zutaten und Zubereitung:

50 g Schlehe und 50 g Weißdorn sammeln und waschen. Ein halbes Kilo Äpfel schälen, Kerngehäuse entfernen und in kleine Stücke schneiden. Alles gemeinsam mit dem Saft einer Zitrone, einer Zimtstange, 500 ml Wasser und optional 2-3 TL Zucker so lange köcheln lassen, bis die Früchte weich sind. Zimtstange entfernen. 

Dann werden die Früchte mit einem Kartoffelstampfer zerdrückt und durch ein Sieb oder Flotte Lotte gestrichen. Im Kühlschrank ist das Mus mehrere Tage haltbar.

 

Viel Freude beim Entdecken der vielen Wildfrüchte! 

 

Buchquellen (unbezahlte Werbung):

Unsere essbaren Bäume und Sträucher: Otmar Diez / Kosmos Verlag

Blätter von Bäumen: Susanne Fischer-Rizzi / AT Verlag

Was blüht denn da?: Kosmos Verlag

Dort oben sehe ich euch wachsen: Liesa Rechenburg / Löwenzahn Verlag

 

Disclaimer: Rezepte, Anwendungsvorschläge, Inhalte und Angaben wurden nach dem aktuellen Wissensstand der Autorin sorgfältig 
recherchiert und verfasst, erfolgen aber ohne Gewähr. Sie stellen keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit und/oder 
Richtigkeit im schulmedizinischen Verständnis.  Es muss betont werden, dass jeder Mensch unterschiedlich auf die Rezepte
 reagieren kann. Auch natürliche Zutaten, Stoffe und Rohstoffe wie Pflanzenöle, ätherische Öle, Bienenwachs etc. können Allergien, 
Unverträglichkeiten und andere Nebenwirkungen auslösen. Bei Beschwerden ist eine ärztliche Abklärung unumgänglich. Die Autorin 
haftet nicht für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den gegebenen Anregungen resultieren.